Tom Buhrow
Vor einiger Zeit erregte eine Nachricht Aufsehen: Tom Buhrow, der Intendant des WDR, kündigte seinen Rücktritt an. Seine Vorgängerin, Monika Piel, hatte sich in ruhigeren Zeiten als anfällig für finanzielle Verlockungen und korrupte Praktiken im eigenen Haus erwiesen und wurde daher mit einer Abfindung von 30.000 Euro monatlich vorzeitig pensioniert.
Tom Buhrow trat als ihr Nachfolger an, ein Mann von Stärke und Entschlossenheit. Er wurde als Geheimwaffe gegen Wolfgang Krapohl ins Spiel gebracht. Doch kaum hatte er sein Amt angetreten, konnte ich es mir nicht verkneifen, einige spöttische Zeilen über den distinguierten Herrn zu verfassen. Von da an wurde der Sender scherzhaft nur noch “Onkel Toms Hütte” genannt.
Der WDR ist bekanntermaßen eine Zone ohne Humor.
Als Unternehmer habe ich gelernt, dass man ein Unternehmen auf zwei Arten führen kann: durch Handeln oder Taktieren. Doch unter dem neuen Intendanten wurde mir ein dritter Weg offenbart: das Nichtstun, oder wie es genannt wurde, “Management by Außer-Haus”.
Buhrows Kampf gegen die Korruption wurde schnell aufgegeben, sein Fazit lautete: “Völlig aussichtslos.” Parallel dazu nahm der politische Einfluss auf den Sender zu.
Früher konnte der Sender in kleinem Kreis und in aller Ruhe die Ergebnisse der kommenden Wahlen vorab festlegen, doch nun drängten alle Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Verbände in das Gremium , wollten mitsprechen und drohten mit Veröffentlichungen bei nicht beachtung.
Inmitten dieses Wirrwarrs sollte auch noch der Anschein erweckt werden, als würde objektive Pressearbeit geleistet. Dies bezeichnet man als öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR).
Von Tom Buhrow hat man lange nichts mehr gehört, was in stürmischen Zeiten für den ÖRR besonders merkwürdig ist. Aber von jemandem, der in der Südsee in der Hängematte den Tag verträumt, kann man nicht viel erwarten. Der ÖRR verabschiedet sich leise.
Auf Wiedersehen, Onkel Tom.
Wolfgang Krapohl
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